Reise 15: Mit einem Audi RS4 Avant unterwegs auf der Suche nach Dörfern und Städten mit dem Ortsnamen Hahn
Gestatten Hahn, Ortsname Hahn
Raten Sie mal, wieviele Orte in Deutschland Tiernamen im Schilde führen? Die meisten davon liegen in Bayern. Doch im Westen und Südwesten Deutschlands gibt es ebenfalls viele "tierische" Gemeinden. Alleine 11 Orte tragen dort "Hahn" im Namen.
Der renommierten Wochenzeitung "Die Zeit" liegt regelmäßig das hochwertig produzierte und gedruckte "Zeit-Magazin" bei. Matthias Stolz, Redakteur für das Zeit-Magazin und die Zeit-Redaktion wurden der vielen Deutschlandkarten mit der Corona-Thematik überdrüssig. Und so kam den Machern des Magazins in den Sinn, mal was Originelleres in einer Deutschlandkarte zu veröffentlichen. Zum Beispiel Orte mit Tiernamen. Über 50 Städtchen, Dörfer oder Ortsteile tragen in Deutschland Tiernamen. Gesagt, getan. Matthias Stolz recherchierte (O-Ton: "Wir bilden uns ein, dies erstmals untersucht zu haben") und beauftragte das Superdot Studio mit der grafischen Umsetzung in einer Deutschlandkarte.
Bei der Lektüre dieser originellen Seite kam uns der Gedanke, daraus mal eine Reisestory zu machen. Denn der Spitzenreiter in dieser "tierischen" Darstellung ist mit 11 Treffern eindeutig der Ortsname Hahn. Und noch überraschender für uns: Abgesehen vom norddeutschen Ableger Hahn-Lehmden im Ammerland und dem südhessischen Hahn bei Pfungstadt liegen 10 Orte mit Hahn im Namen im Dunstkreis von Eifel, Hunsrück und vor allem im Bergischen Land.
Wenn das Beschriebene schon so nahe liegt, sollten man das einfach mal bereisen und aufsuchen. Unsere Reiseplanung begann. Die Postleitzahlen aus der Zeit-Redaktion und Wikipedia halfen bei der Suche der ganzen "Hahn"-Familie.
Da in Corona-Zeiten Reisen in Naherholungsgebiete en vogue sind, machten wir uns mit dem Reisebegleiter Audi RS 4 Avant auf die Suche nach der Hahn-Sammlung.
Erklärung zu Hahn & Co.
Wer nun glaubt, der Ortsname Hahn stamme etwa wie die Orte Kuckuck, Falke, Wolf oder Biene aus dem Tierreich, dem widersprechen Experten wie etwa Dr.Rita Heuser von der Akademie der Sprachwissenschaft in Mainz. Am Beispiel des wohl populärsten Hahn-Vertreters, der Ortsgemeinde Hahn im Hunsrück - besser bekannt als Flughafen Frankfurt-Hahn - erklärt Rita Heuser, daß der Name Hahn eher auf Hagen oder Haag beruhe.Und das waren früher Begriffe für umzäunte Grundstücke. Auch der Vorname Hagen könnte als Namensgeber für die heutigen Ortsnamen gedient haben.
Doch genug der Namensforschung. Machen wir uns auf die Reise.
Reiseroute
Das erste Ziel der tierischen Suchreise ist Hahn im Hunsrück. Der schon im Jahr 1120 als Hagene erwähnte Ort mit seinen rund 200 Einwohnern kann nicht gerade als attraktives Reiseziel glänzen. Die meisten Touristen fliegen oder flogen - über diverse Autobahnen oder Landstraßen an- und abgereist - vom Flughafen Hahn weg in die weite Urlaubswelt. Vor allem der Billigflieger Ryan Air sowie kleinere Fluggesellschaften sorgen - noch - für Betrieb. Derzeit droht dem Flughafen die Insolvenz. Bestaunenswert sind am Rand des Flughafens die zahlreichen Bunker, die als Unterschlupf für Militärflugzeuge dienten.
Aus dem etwas trüben Hunsrück machten wir uns als nächstes auf zu Hahn-Vertretern im Westerwald. Über die A 61 überqueren wir bei Koblenz den Rhein und nehmen über die A3 und die Abfahrt Montabaur das schöne Dorf Hahn am See ins Visier. Es liegt zwischen Montabaur und Hachenburg und Bad Marienberg. Die derzeit 385 Einwohner leben in einem idyllischen Örtchen. Die berühmte Bundesstraße 8, die schon im vorchristlichen von Völkern bewandert wurde, führt durch den Ort. Die Bundesstraße 255 läuft dagegen als Umgehungsstraße an Hahn am See vorbei. Der zum Namen gehörige See liegt 1,2 Kilometer vom Ortskern entfernt. Neben einem großen Campingplatz findet man dort ein schön gelegenenes, italienisches Restaurant. Name: Plaza am See.
Über die gut ausgebaute Bundestraße 255 bewegen wir uns mit dem 450 PS starken Audi RS 4 Avant weiter über Langenhahn in Richtung Bad Marienberg. In Ailertchen biegen wir ab auf die L 294 und kommen zum nächsten Ort Hahn: Hahn bei Marienberg. Der Durchgangsverkehr macht den eher unscheinbaren Ort nicht attraktiver. Da lohnen sich eher Besuche in der Nähe. Da wäre die Birkenhof-Brennerei in Nistertal, wo man nicht nur Höherprozentiges einkaufen kann, sondern bei Führungen auch erfährt, wo etwa der Unterschied zwischen Geist und Obstwasser liegt.
Attraktive Reiseziele in der Nähe von Hahn tun sich in Bad Marienberg selber auf. Neben der quirligen Innenstadt mit vielen Geschäften liegt am Ortsrand nicht nur der großzügige Wildpark mit Attraktionen für Jung und Alt. Direkt daneben lädt die Steigalm - ein Wirtshaus im Tiroler Stil - mit üppigen Mahlzeiten ein. (Öffnungszeiten beachten). Wer noch etwas höher hinaus will, kann a) den direkt am Wildpark gelegenen Hedwigsturm erklettern. Oder aber zum Kaffee in das komfortable Wildpark-Hotel eilen und dort mit dem Aufzug in das drehbare!!! Dachrestaurant schweben. Mit gigantischem Ausblick.
Das Reiseauto
Bevor wir den zweiten Teil unserer Reise auf der Suche nach "Hahn" angehen, hier erst einmal etwas über unser Reiseauto.
So ein 450 PS-Gefährt führt man gerne auf dem Nürburgring aus. Doch wir haben unseren RS 4 Avant etwas anders eingesetzt: Auf der Suche nach den Orten namens Hahn diente das zwar 450 PS starke, aber trotzdem erstaunlich kultivierte Gefährt als Pfadfinder.
Mit der Bezeichnung RS verknüpfen Fans starker Automobile etwas Besonderes. 1994 zündete Audi mit dem RS 2 die erste Rakete, die weit mehr war als ein auf 315 PS aufgeblasener Audi 80 Avant, sondern ein zusammen mit Porsche fein durchkomponierter Hochleistungs-Sportler mit praktischer Kombi-Karosserie. Diese Tradition setzte man 1997 mit dem ersten RS 4 Avant fort. Und ähnlich stellt sich der aktuelle RS 4 Avant dar. Neben dem obligatorischen quattro-Allradantrieb mit dem automatisch, aber mechanisch regelnden Mittendifferenzial und Turboaufladung zeigt auch der aktuelle Audi RS 4 Avant immer noch Gemeinsamkeiten mit dem RS 2 auf. Statt fünf findet man nun sechs Zylinder unter der Haube, angeordnet in V-Form, mit zwei Turboladern in der Mitte. Der kompakte, eher sonor klingende 2,9-Liter in Kombination mit feinnervig ansprechenden Achtstufen-Automatik und dem variablen Allrad bilden die von kontrollierbarer Dynamik geprägte DNA des Audi RS 4 Avant.
Im letzten Jahr bekam der RS4 noch mehr Feinschliff. Dazu das - auf Wunsch lieferbare - RS-Dynamikpaket mit adaptiven Dämpfern, Sportfahrwerk samt Wank- und Nickausgleich, dem Sportdifferenzial (aktiv geregelte Kraftverteilung an der Hinterachse) sowie der variablen Dynamiklenkung - alles Elemente, die für ausgeprägte Kurvenwilligkeit sorgen. Und das trotz gut 1,8 Tonnen Leergewichts.
Kombis wie der RS 4, die im Test der AUTO ZEITUNG gemessenen 3,7 (!) Sekunden auf Tempo 100 stürmen, mit (wenn freigeschaltet) bis zu 280 km/h stabil ihre Bahn ziehen und locker durch durch Kurvengeschlängel wedeln, findet man selten.
Das alles ist im RS4 kombiniert mit einer tadellosen Verarbeitung sowie einer eher verwunderlicher Eigenheit: Der RS 4 ist - je nach Fahrwerkseinstellung - ein angenehmes, recht komfortables Reiseauto. Das konnten wir auf unserer "Hahn"-Reise eindrucksvoll feststellen.
Er macht richtig Lust auf mehr. Doch man darf dabei die Kosten nicht scheuen. Denn zum Grundpreis von 81.400 Euro addieren sich weitere Extras. Denn erst mit dem RS Dynamikpaket (5900 Euro) oder der Karbon-Keramik-Bremse (6000 Euro) entwickelt der RS 4 sein volles Potenzial. Zahlreiche Extras, die Audi noch zusätzlich anbietet - bis hin zum auffälligen Turboblau - lassen den Preis unseres Testwagens auf 116.604 Euro hoch schnellen. Aber: Man gönnt sich ja sonst nichts.
Die wichtigsten Daten des Audi RS4 Avant
Modell AUDI RS 4 Avant
Motor V6-Zyl., 4-Ventile pro Zylinder, Direkteinspritzung, BiTurbo,
Start/Stop-Generator
Hubraum 2894 cm3
Leistung 331 kW / 450 PS bei 5700 -6700/min
Drehmoment 600 Nm bei 1900 bis 5000/min
Getriebe/Antrieb 8-Gang-Automatik-Getriebe, variabler Allradantrieb
Verbrauch (WLTP) /Reiseverbrauch 9,6l S/100 km/ 9,8l S/100km
Beschleunigung 0 - 100 km/h (lt. Werk) 4,2 s (Testwert 3,7s)
Höchstgeschwindigkeit (lt.Werk) 250 km/h (280 km/h a. Wunsch)
Karosserie Fünfsitziger, fünftüriger Kombi (Avant),
Fahrwerk Vorne und hinten: Mehrlenkerachse, Schraubenfedern, Stabi;
Bremsen v/h.: innenbelüftete Scheiben, bei Testwagen: aus Keramik (Mehrpreis); elektr. Feststellbremse
Bereifung/Felgen v. /h. 275/30 R 20; 9 Jx 20 (Serie 19 Zoll)
Länge/Breite/Höhe 4770/1850/1430 mm
Radstand 2910 mm
Leergewicht / Zuladung ab 1745/600 kg
Kofferraumvolumen 495 bis 1495 l
Grundpreis/Testwagen 81.400 Euro/116.604 Euro
Reise auf der Suche nach Orten namens Hahn: 2.Teil
Warum es gerade im Bergischen Land so viele Orte und Ortsteile mit Hahn gibt, ist nicht überliefert. Die meisten Orte dieses Namens werden etwa vor 500 bis 600 Jahren urkundlich erwähnt. Oft als Hain, Haen, Hag oder auch als Hagenn bezeichnet. Was meistens auf ein Waldgrundstück oder eingezäuntes Gelände hindeutet. Mit dem Geflügel hat das offenbar wenig zu tun.
Die nächsten fünf Hahn-Ortschaften liegen so dicht zusammen, daß Reiselustige sie glatt in wenigen Stunden auffinden können. Wenn man will. Nun, wir setzen unseren "Hahn"-Tripp an einem schönen Sonnentag von unserem Domizil aus fort.
Das erste Ziel: Hahn bei Engelskirchen. Der 300 Seelen-Ort liegt rund sechs Kilometer von Engelskirchen entfernt in der Nähe des Flüßchens Leppe und präsentiert sich als typischer Ort im bergischen Land. Misch-Bauweise, Gärten, Kleintierhaltung. Wir sichteten eine ganze Hühner-Familie mit üppigem Nachwuchs. 1492 wurde der Ort als Haen zum ersten mal erwähnt.
Die nächste Etappe der Hahn-Reise führt unseren Audi RS 4 rund 13 km über gut ausgebaute Straßen an Ründeroth vorbei und an der Agger entlang Richtung Hahn bei Wiehl. Eine schöne Strecke für Genießer. Wer möchte, kann hier einen Stop einlegen und die Tropfsteinhöhle in Wiehl besuchen.
Der Wiehler Ortsteil Hahn ist noch typischer als Vertreter des Bergischen. Rhododendron-Büsche in üppigem Ausmaß fast an jedem Haus, kleine Strässchen mitten durch die Ortschaft, stattliche Bäume am Rand der Ortschaft. In den Geschichtsbüchern findet der Ort 1555 zum ersten mal als Hagenn statt. Später findet man die Bezeichnung "In den Haen". Der 285 Meter hoch liegende Ort hatte 2019 laut Wikipedia gerade mal 11 Einwohner.
Hahn-Reise: Von Wiehl nach Reichshof
Die Hahn-Reise geht weiter: Vom Wiehler "Hahn" kann man über schöne Landstraßen zur nächsten Hahn-Station cruisen. Wir nahmen mit unserem 450 PS-Audi die schnellste Route über die schön ausgebaute A4.
In Reichshof-Eckenhagen - dort wo sonst Wanderer oder Wintersportler aus dem Rheinland abbiegen - suchten wir mit dem Navi des RS 4 den Ortsteil Hahn. Und aus der Ortsmitte heraus ging es zur bekannten Go Kart-Strecke in Wildbergerhütte. Auch dieses Hahn-Örtchen mit seinen rund 160 Einwohnern taucht im 15.Jahrhundert (exakt 1541) in amtlichen Urkunden als Hain auf. Corona hat der Kart-Bahn auch zugesetzt. Hoffen wir mal, dass es da auch mal wieder wie früher weiter geht.
Wir machen uns auf den Weg nach Morsbach. Bekannte sprechen das auch als "Moorsbich" aus. Unsere Route führt über Lichtenberg. Und dort steht wahrhaftig ein Hinweis auf Rom. Tatsächlich gibt es in der Nähe dieses Örtchen, sogar mit einem eigenen Hubschrauber-Landeplatz. Den legte in glorreichen Zeiten ein Hotelbesiztzer an, um Gäste standesgemäß in Rom zu begrüßen.
"Verdammt lang her" würden dazu die Höhner singen. Aber das hat nichts mit unsere Hahn-Reise zu tun.
Das nähern wir uns Morsbach. Auf einer Anhöhe über Morsbach liegt der Ortsteil Hahn. Auch der feierte sein urkundliche Premiere als "Han" im Jahr 1492. Über die Hahner Straße mündet man im Ort selber in die Straße "Im Hahn" und kann wenig später über den "Hahner Berg" fahren. Mehr "Hahn" geht nicht.
Was auffällt: Im schön gelegenen Ortsteil mit über 200 Einwohnern findet man attraktive neue Häuser, ein schöner Wohnort. Das einige Anwohner den Namen Hahn so deuten, wie es eigentlich üblich ist, zeigt ein Kunstwerk an einem Haus.
Unsere letzte Station mit Namen Hahn suchen wir anschließend in der Nähe des typisch bergischen Städtchens Waldbröl auf.
Einige Kilometer westlich der 63 qkm großen und mit fast 20.000 Einwohnern stattlichen Marktstadt Waldbröl liegt der Ortsteil Hahn.
An der Abbiegung von der L 38 steht unübersehbar ein Hinweis auf das Alter des Ortes. 1512 erwähnte Peter von Hain im Archiv der Kirchengemeinde den Ort. Ergo konnten die rund 100 "Hahner" 2012 ihr 500jähriges Bestehen feiern. Und das steht nun so am Ortseingang des typische besiedelten Ortsteils.
Mit einer Stipvisite bei Bekannten im belebten Ort Waldbröl endet unsere Reise auf der Suche nach den Hahn-Orten. Eine wahrlich geschichtsträchtige, idyllische Reise in unsere Heimatgefilde.
Text: Werner Müller
Fotos: VA.MM-Agentur (50), div. Quellen
Quellen und unser Dank an:
Matthias Stolz, Redaktion "Zeit-Magazin";
Quelle der Daten über die geschichtsträchtigen Orte im "Bergischen":Wikipedia;
sowie Hinweise im Buch "Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte"
von Klaus Pampus.